Alterssehschwäche, Hornhautverkrümmung oder leichte Kurzsichtigkeit, alles kein Problem. Durch einen Besuch beim Optiker bekommt man heute ganz schnell wieder den totalen Durchblick.
Auch in der Mode hat die Brille gerade ihren Höhepunkt erreicht und wurde nach der Fashion Week als DAS Modeaccessoire betitelt. Und das, obwohl es unser Nasenfahrrad in der Form, die wir heute kennen, noch gar nicht so lange gibt. Denn weder Mayas oder Ägypter, noch andere große Kulturen, die vor tausenden von Jahren unglaubliche Dinge vollbrachten, fanden eine Lösung gegen schwächer werdende Augen. Letztendlich waren es die Italiener, die man heute als Erfinder der Brille bezeichnen kann. Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg…
Steine als Lesehilfe für die alten Mönche?
Schon die Menschen im Mittelalter hatten einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik. Glitzernde und schimmernde Steine wurden gerne als Verzierung für Kreuze, Reliquien und allerhand anderer Dinge benutzt. Zufällig stellte man fest, dass die geschliffenen Bergkristalle und Edelsteine eine vergrößernde Wirkung besaßen. Daraufhin begann man, die Steine gezielt auf Schriften zu legen. Ältere Mönche, die an der klassischen Altersweitsichtigkeit litten, konnten damit nun wieder lesen.
Endlich niet- und nagelfest
Als man die Funktion der geschliffenen Steine Ende des 13. Jahrhunderts erkannte, entwickelte man sie weiter und flachte sie immer mehr ab. Diese Linsen bestanden meist aus dem Rohstoff Beryll, weshalb sie schnell den Namen „Brill“ bekamen; zwei von diesen Linsen nannte man schließlich „Brille“.
Zum Schutz der beiden Linsen und zur besseren Handhabung, wurden sie bald in jeweils eine Fassung gesetzt, die meist aus Holz, Eisen oder Horn bestand und oben zusammen genietet wurde. Die sogenannte Nietbrille war geboren. Das Sichtfeld hatte sich aber gegenüber dem des Lesesteins damit enorm verbessert, allerdings musste man sich die Brille noch recht umständlich mit den Händen vor Augen halten.
Not macht erfinderisch
Ein Jahrhundert später hatte man aus den zwei einzelnen Fassungen eine Fassung mit angedeutetem Nasensteg geschaffen – dieser Bügel war auch ausschlaggebend für die Namensgebung: Bügelbrille. Die Brille wurde damit nicht nur stabiler, der Lesende hatte damit nun auch beide Hände frei. Um die Brille aber ganz sicher vor dem Herunterfallen zu schützen, lies man sich so allerhand einfallen. So brachte man beispielsweise ein Lederband an dem Bügelgestell an, um sie sich einfach um den Kopf zu binden. Oder aber man befestige sie mit einem Hacken an seiner Mütze, diese Form wurde, naheliegenderweise, Mützenbrille genannt. Eine weitere Möglichkeit war ein Stiel, den man an der Bügelbrille befestigte, um sie sich wie eine Maske vor das Gesicht halten zu können. Fiel die Brille doch einmal auf den Boden, war die Reparatur nicht nur extrem teuer, es dauerte auch ziemlich lange, bis man die geliebte Lesehilfe wieder auf die Nase setzen konnte.
Das Monokel als Fashion Statement
Eigentlich war es eine einfache Weiterführung des geschliffenen Lesesteins. Im 16. Jahrhundert aber schrieb diese Form der Brille Modegeschichte. Wie auch bei den anderen Brillenarten, war das „Einauge“ den höheren Gesellschaftsschichten vorbehalten, wurde allerdings ausschließlich von Männern getragen. Nachdem es anfangs nur vor das Auge gehalten wurde, entwickelte sich der Trend zum „Einklemmen“ zwischen Wange und Oberlid. Da das anscheinend genauso unbequem war, wie es sich anhört, kamen bald Alternativen auf den Brillenmarkt.
Heißbegehrter Nasenquetscher
Diese Brillenform mit unschönem Namen ist eigentlich nur die Weiterentwicklung des Gestells der Bügelbrille. Die nun mit feinem Metall eingefassten Gläser wurden mit einem Federbügel verbunden, den man sich auf die Nase „quetschen“, bzw. klemmen konnte. Später stattete man diesen Bügel dann mit Lederpolstern aus, um den Druck der Quetsche zu minimieren. Hört man den Namen, kann man es zwar kaum glauben, aber die Drahtbrille war zu dieser Zeit in ganz Europa sehr beliebt.
Die Ohrenbrille
Erst Ende des 18. Jahrhunderts kam ein kluger Optiker auf die Idee, die Brille mittels seitlicher Drahtstangen hinter den Ohren zu befestigen. Nach und nach tüftelte man kleine Scharniere aus, die die Bügel beweglich werden ließen. Zusammen mit dem vom Zwicker bekannten Nasenpolster hatte die Brille nun alle uns bekannten Vorteile.
Die Form der Brille, wie wir sie heute kennen, hat dementsprechend einige Jahrhunderte Entwicklungszeit in Anspruch genommen. Mittlerweile gibt es die verrücktesten Materialien, aus denen Brillen hergestellt werden. 3D-Drucker können sogar Brillen mitsamt Gläsern drucken. Nicht zu vergessen, die digitalen Brillen, die uns Informationen im Brillenglas anzeigen, anstatt den Augen zur kompletten Sehkraft zu verhelfen. Ob die alten Mönche das damals schon erahnen konnten? Wir können gespannt sein, was der Brillenmarkt in Zukunft mit sich bringt.
Verfassen Sie ein Kommentar